Wie der Ausstieg in einer Selbstorganisation gelingen kann

In vielen Unternehmen ist es üblich, dass Mitarbeiter nach ihrer Kündigung vom Security Personal nach draußen begleitet werden. Ganz egal, ob die Kündigung dabei von ihnen selbst oder vom Unternehmen ausging. Ein solcher Prozess ist durchaus sinnvoll, er dient formell dem Schutz sensibler Daten und informell dazu, einem Motivationsverlust bis hin zu geschäftsschädigendem Verhalten vorzubeugen. Dennoch bleibt es zutiefst unangenehm für alle Beteiligten und wird nicht umsonst in vielen amerikanischen Filmen mit der obligatorischen braunen Box parodiert.

Wer Summer&Co ein wenig kennt, weiß bereits, dass ein solches Prozedere auf allen Ebenen unserem Purpose widerspricht: einer am Menschen orientierten Arbeitswelt. Was tut also der Mensch, wenn er gehen möchte in einer Organisation, die Leben und Arbeiten nicht trennt, sondern in Formaten wie z.B. dem Summer&Kids Camp auch ganz explizit lebt?

Zunächst ist es wichtig, sich selbst ggf. mit Unterstützung des Mentors oder einer anderen Vertrauensperson in der Firma die Gründe für eine mögliche Ausstiegsentscheidung zu verdeutlichen. Liegen sie innerhalb oder außerhalb der Organisation?

Finden sich Gründe innerhalb der Organisation, sollte man sich ein Herz fassen und versuchen diese explizit zu machen und nach Möglichkeit zu lösen. Bei Summer&Co gibt es dafür verschiedene Formate wie z.B. die quartalsweise stattfindende Feedbackrunde, in der alle Summers sich der Reihe nach offen Feedback geben. Individuelle Gespräche mit dem Mentor dienen der persönlichen Entwicklung innerhalb der Organisation und finden ebenfalls mehrmals jährlich statt. Auch Konflikte treten auf – bekanntlich ja sogar in „den besten Familien“. Hier hilft externe Mediation oder das kurzfristig anberaumte direkte Gespräch. In allen Fällen gilt im Sinne unseres „Credos“: „Raus mit der Sprache“.   

Liegen die Gründe außerhalb der Organisation, z.B. in grundsätzlicher privaten oder beruflichen Veränderung, sind besonders die Faktoren Klarheit der Entscheidung und frühzeitige und transparente Kommunikation die richtige Basis dafür, dass die verbleibende Zeit in der Organisation für alle gut und erfolgreich gestaltet werden kann.

Im konkreten Fall geht es darum, dass ich – Mitarbeiterin der ersten Stunde – mich nach knapp 5 Jahren dazu entschieden habe, eine etwas spezifischere Richtung einzuschlagen und weniger generalistisch zu beraten, als wir es bei Summer&Co üblicherweise tun. Was in größeren Unternehmen Standard ist, nämlich zu Beginn einer beruflichen Laufbahn den individuellen Schwerpunkt zu entwickeln und mindesten einen, wenn nicht gleich mehrere Jobwechsel zu vollziehen, ist bei Summer&Co noch wenig erprobt. Dennoch ist es auch in einer kleinen, familiären Firma wie dieser möglich, gleichzeitig professionell und warmherzig die Situation zu handhaben. Konkret haben mein Mentor und ich gemeinsam einen Vorschlag für meine Ausstiegskonditionen entwickelt. Themen wie offene Bonusansprüche, technisches Equipment, verbleibende Arbeiten und ein guter Zeitpunkt für den letzten Arbeitstag fanden darin Platz. Dieser Vorschlag wurde dann – wie jede andere Entscheidung bei Summer&Co – über unser Kommunikationstool Yammer als Vetoabfrage transparent gemacht und beschlossen. Parallel fanden gemeinsame Gespräche, Feedbacks, Zwiegespräche und Übergabetermine statt. So konnte die restliche verbleibende Zeit für alle sinnvoll und angenehm genutzt werden– bis heute, meinem letzten Arbeitstag der mit lila Luftballons, Frühstück und Musik begann und sicher mit der ein oder anderen Träne enden wird. Schön, wenn Selbstorganisation auch an schwierigen Stellen gelingt.

Liebe Summers, es war eine wundervolle Zeit mit euch! Vielen Dank für alles was ich lernen durfte.