Seit gut 3 Monaten befinden wir uns in der Vuka-Welt von Covid19. Im Privaten hat sich die Möglichkeit, Beratungs- wie interne Projekte von überall bearbeiten zu können als Fluch und Segen zugleich erwiesen. Mit dem Ausfall von Kita und Co konnten wir glücklicherweise aufs Land flüchten. Mehr Platz und trotz Social Distancing viel draußen sein zu können, hat unser Familienleben deutlich entlastet. Die schlechte Internetverbindung und die noch stringenter durchgetakteten Wochen aber waren auch ein ziemlicher Kampf.
So dezentral habe ich Kollegen und Kunden aber auch noch einmal anders kennengelernt. Ausgedehnte (Video & Audio) Blicke in die Wohnzimmer und Küchen, sowie kurze Unterbrechungen durch Kinder oder Partner haben die meisten Meetings durchaus wohltuend aufgerüttelt. Erste Prio spielt dann doch ein Kind, das im Raum steht. Die hitzige Projektdiskussion, welche kurz warten muss und später mit einem Schmunzeln neugestartet wird, ist nicht weniger produktiv, die Gesprächsatmosphäre aber meist deutlich angenehmer.
Und doch fehlt etwas. In einem Angebot haben wir das neulich so formuliert: „Für die Vermittlung eines „Wir“ Gefühls, einer Aufbruchsstimmung braucht es die Gruppe und reale Treffen.“ Der reale Austausch, die viel gerühmten Momente an der Kaffeemaschine fehlen und sind digital bisher nur unzureichend zu ersetzen. Das gemeinsame Brainstorming für Projekte und Produkte ist nun immer mit ein bisschen mehr Planungsaufwand und weniger Spontanität verbunden.
Bei Summer hat das aufgrund der überschaubaren Unternehmensgröße und den untereinander gefestigten Beziehungen vergleichsweise gut geklappt. Unsere ohnehin agil aufgesetzte Arbeitsweise aus regelmäßigen internen Abstimmungsrunden und vierteljährlichen Strategietagen konnte gut ins Virtuelle übersetzt werden (Die Entscheidung fiel Mitte März innerhalb von mehreren Minuten, danach stand das Büro über viele Wochen komplett leer). Damit war das Wie des weiteren Arbeitsmodus ohne große Reibungsverluste beantwortet. Das Wo stand ohnehin fest: Auf Teams, Zoom, Facetime…..und zwar Daheim.
Übrig blieb die Frage nach dem Was. Orientierung gab uns hier unser Purpose, die Arbeit an einer am Menschen orientierten Arbeitswelt.
Und da hat sich in letzter Zeit viel getan. Da die meiste Arbeit in unserem Umfeld nun schon seit Monaten in den Wohnräumen der Menschen – und damit auch unserer Kunden – stattfindet, muss sie sich den dortigen Gegebenheiten fügen. Das fängt bei unterschiedlich guten Internetverbindungen und Homeoffice-Setups (Kamera, Audio, Licht) an, betrifft die Bedürfnisse der anderen Bewohner (Familienmitglieder wie Mitbewohner) sowie die persönlichen Einschränkungen, die die einzelnen zu Hause haben. Mit Blick auf unseren Purpose haben wir die neuen Einschränkungen und Besonderheiten aufmerksam beobachtet, den Arbeitsmodus in den Projekten dahingehend angepasst und unsere Kunden so in der Aufrechterhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit unterstützt.
Genauso wird es nun auch im wiedererwachenden Markt darum gehen, die Bedürfnisse der Menschen so genau wie möglich zu beobachten und die eigenen Produkte bestmöglich darauf anzupassen. Wir haben neben unseren Produkten der agilen Transformation auch ein Fachprodukt im Bereich Informationssicherheit entwickelt, um Lösungen für die veränderte Situation im flächendeckenden Homeoffice anzubieten – von den Bedürfnissen der Heimarbeitenden aus gedacht, als proaktive und integrative Ergänzung zu bestehenden Informationssicherheitsstrategien. Ich bin gespannt, welche Entwicklungen wir in den nächsten Wochen und Monaten auf dem Weg zu einem „neuen Normal“ noch beobachten und begleiten dürfen.
Bei aller Zuversicht: Für das größte ungestillte Bedürfnis in diesen Zeiten sehe ich noch keine Lösung am Horizont. So lange unsere Büro-Kaffeemaschine einsam bleibt, wird mir der inspirierende, zufällige Austausch beim Warten auf den Espresso fehlen. Ein kontaktloses Substitut scheitert schon am Begriff: Es geht um Kontakt. Von Mensch zu Mensch, Angesicht zu Angesicht, mit Haut und Haar dem Sprotzeln der Kaffeemaschine ausgeliefert. Vielleicht wird Zoom irgendwann anfangen, virtuelle Kaffeespritzer auf weißen Hemden zu verteilen. Aber das wird nicht das gleiche sein.