Führung ist Entscheidung

Klassische hierarchische Strukturen verlieren zunehmend ihre Funktionalität. Umso bewegter das Unternehmensumfeld, umso wirkungsloser zeigt sich die klassische Linienhierarchie. Woran Ihr das merkt? Zum Beispiel daran, dass Skills, und Prozesse, die Eure Teams bereits sicher beherrscht haben, immer häufiger am Ziel vorbei führen, nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Deshalb braucht es andere, der jeweiligen Situation angemessene Entscheidungsmechanismen, die so viel Beteiligung ermöglichen, wie notwendig. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Manchmal ist die schlichte Direktive, die klare Ansage die absolut geeignete Idee. Immer dann, wenn's zum Beispiel schnell gehen muss, oder wenn dringende, aber unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen sind. Wenn Eure Organisation die innere Komplexität aber nutzen kann, dann wird der Umgang mit komplexen Anforderungen aus dem Außen leichter und fruchtbarer. "Innere Komplexität", beschreibt der Kybernetiker Ross Ashby, "entsteht durch vielfältige soziale Vernetzung".

Unterscheiden

Entscheidungen sind ein spannendes Phänomen. Anders als Wahlmöglichkeiten (die Betroffenen sind in der Lage aufgrund vorliegender und weitgehend vollständiger Informationen, die für den Zweck beste Möglichkeit aus einer Reihe von Möglichkeiten zu wählen, wenn sie sorgsam sind und ihr Hirn benutzen) finden sie immer unter Unsicherheit statt. Nehmen wir an, Ihr wollt von A nach B. Ihr wisst, wo B ungefähr liegt, aber zwischen A und B liegt unentdecktes Land. Dann wisst Ihr nicht, welcher der Wege, deren Anfänge Ihr schon seht, der richtige, der beste, der für Eure Reise geeignetste ist. Heißt nichts anderes als: Ihr habt ziemlich unvollständige Informationen. Ihr müsst schätzen, extrapolieren, antizipieren. Wissen, was der gute und richtige Weg ist, tut ihr nicht. Und trotzdem müsst Ihr am Ende entscheiden, sonst geht Ihr erst gar nicht los.

Um entscheiden zu können, braucht Ihr Unterscheidungsfähigkeit. Gibt es verschiedene Wege? Welche haben in der Vergangenheit funktioniert? Was könnt Ihr an Wissen zusammentragen, um zumindest ein unvollständiges Bild zu bekommen? Folgt Ihr Eurem Bauch, Eurem Kopf oder dem Herzen?

Ihr entwickelt mögliche Szenarien. Ihr erzeugt Orientierung. Ihr ermöglicht Euch, mögliche Lösungen zu unterscheiden, um dann zu entscheiden, welchen Weg Ihr dieses Mal geht. Ohne Unterscheidung und das Wissen, dass es überhaupt verschiedene Möglichkeiten gibt, seid Ihr nicht entscheidungsfähig, sondern alternativlos. Und das ist fast nie ein guter (und auch kein realer) Zustand.

Entscheiden

Wenn Entscheidungen – anders als Wahlmöglichkeiten - unter Unsicherheit getroffen werden, dann gibt es keine richtigen oder falschen Entscheidungen. Es gibt keine Möglichkeit in einem Paralleluniversum die alternative Entscheidung auszuprobieren. Ihr entscheidet Euch für eine bestimmte Option und die zieht Ihr durch. Deshalb verbietet sich Kritik an Entscheidungen. Die Führungskraft braucht die volle Rückendeckung zu ihrer Entscheidung. Hat diese nicht den gewünschten Effekt, dann lohnt sich der Blick auf das, was passiert ist, um daraus zu lernen. Aber Nochmal: Kritik verbietet sich (wenn die Entscheidung sorgfältig getroffen wurde). Denn wenn es kein richtig oder falsch gibt, dann gibt es einfach nur Entscheidungen, Punkt.

Was zu kritisieren ist, ist das Aufschieben, Vermeiden, Prokrastinieren von Entscheidungen, denn genau dazu sind Führungsmenschen da. Entscheidungen zu treffen. Das ist Ihre Aufgabe. Da, wo es Wahlmöglichkeiten gibt, wird die Wahl an die delegiert, die sie kompetent treffen können. Da, wo das Risiko steigt weil die Unsicherheit wächst, geht das Spielfeld der Führungsmenschen auf. Da sind sie gefordert. Führung bedeutet immer wieder aufs Neue: Entscheidung. Nicht entscheiden ist nicht statthaft. Aber es ist Normalität in Unternehmen. Und das ist auch einigermaßen nachzuvollziehen, weil Entscheidungen oft schwer wiegen, krasse Konsequenzen haben, anstrengend sind und über Wohl und Wehe von Unternehmen entscheiden. Sie brauchen Mut und Entschlossenheit. Also Ärmel hoch und ran an den Speck: entschieden werden muss!

Oft ist auch eine gruselige Fehlerkultur dafür verantwortlich, dass Menschen sich aus der Verantwortung stehlen. Wenn ich meinen Kopf rausstrecke und Verantwortung übernehme, indem ich entscheide, dann werde ich das einstellen, wenn ich regelmäßig die Rübe runtergerissen bekomme. Im Nachhinein ist schnell schlau geschnackt. Aber zum Thema Fehlerkultur an anderer Stelle mehr...

Entscheidungsmethoden: entscheiden, wer entscheidet

Verschiedene Situationen brauchen verschiedene Entscheidungstechniken. Hier ein kurzer Blick auf einige gängige Methoden, die situativ sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei unterscheiden sie sich im Maß an Beteiligung und in ihrer Fristigkeit.

  • Bestimmen: Entscheidungen werden ohne die Beteiligung anderer getroffen (keine Partizipation, hohe Dringlichkeit)
  • Beraten: Betroffene und Expert:innen werden im Rahmen der Entscheidungsfindung konsultiert, haben aber keine Entscheidungsbefugnis (Teilweise Partizipation, mittlere Dringlichkeit)
  • Abstimmung: eine vorher abgestimmte Mehrheitsquote entscheidet (Teilweise Partizipation, mittlere Dringlichkeit)
  • Konsent: schwerwiegende Einwände aus der Gruppe werden integriert (hohe Partizipation, mittlere Dringlichkeit, hohe strategische Bedeutung)
  • Konsens: alle Beteiligten entscheiden einvernehmlich (hohe Partizipation, geringe Dringlichkeit, hohe strategische Bedeutung)

Weder ist diese kurze Sammlung vollständig, noch – das zeigt sich beim genaueren Hinsehen – sind die Methoden ein-eindeutig. Oft werden sie kombiniert angewendet. Wichtig ist, dass sie kontextgemäß bewusst eingesetzt werden. Und, dass dann Entscheidungen getroffen werden.

Manuel Pick

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